3. SONNTAG in der Fastenzeit
Evangelium: Joh 4,5-42
Die Begegnung zwischen Jesus und einer Frau, wird hier sehr ausführlich beschrieben. Je mehr wir darüber nachdenken, uns auf diese Erzählung einlassen, um so deutlicher wird es, dass hier einiges über Jesus ausgesagt wird. Aber mehr noch: Plötzlich geht uns auf: Das ist ja meine Geschichte! Hier bin ja ich gemeint! In dieser Frau kann ich mich selbst erkennen.
Zunächst einmal fällt hier die Haltung von Jesus Frauen gegenüber auf. Er durchbricht hier einige Tabus seiner Zeit und seiner Gesellschaft. Er spricht eine Frau ganz persönlich in der Öffentlichkeit an. Und er geht auf sie ein, nimmt sie ernst, ohne sie moralisch zu beurteilen. Darüber hinaus ist sie eine Samariterin. Die Juden meiden die Samariter.
Der Jude Jesus bittet sie zuerst um Wasser, aber dann wird das Gespräch zu einem Glaubensgespräch (und das mit einer Frau, einer Samariterin!): Soll man Gott auf dem Berg Garizim anbeten, wie es die Samariter behaupten, oder im Tempel von Jerusalem, wie es die Juden behaupten? „Die Stunde kommt, ja sie ist schon gekommen, da wird der Heilige Geist, der Gottes Wahrheit enthüllt, Menschen befähigen, den Vater an jedem Ort anzubeten“, lautet die Antwort von Jesus. Es kommt nicht auf den Ort an, sondern auf die innere Einstellung.
Aber Jesus geht noch weiter. Er will diese Frau - er will uns - nicht nur auf einer allgemein-theologischen Ebene ansprechen, sondern er will sie in ihrem tiefsten Inneren erreichen. Er möchte, dass sie zu einer neuen Sichtweise ihres Lebens kommt.
Was trägt sie mit sich herum? Wonach sehnt sie sich zutiefst? Wenn ich Durst habe, befriedige ich dieses Bedürfnis mit Wasser. Aber sie hat ein größeres Bedürfnis, einen größeren und tieferen Lebensdurst, ein tiefes Verlangen und eine Sehnsucht nach tieferer Lebenserfüllung. Die Tatsache, dass sie sich schon zum fünften Mal auf eine Beziehung mit einem Mann einlässt, ist ein deutliches Zeichen dafür. In uns allen steckt eine Sehnsucht nach erfülltem Leben, oft enttäuscht, manchmal tief verschüttet, und doch nicht klein zu kriegen. Gesundheit, ein bisschen Wohlstand und Erfolg, ja sogar eine gute Familie allein reichen nicht zum Leben. Es bleibt da ein Rest des Unerfüllt-Seins, eine Sehnsucht, die darüber hinausgeht. Ist das unser Verlangen, unser Durst nach endgültigem Leben, endgültig und bedingungslos angenommen und geliebt sein, Sehnsucht nach Sinn, nach Gott?
"Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben.“ Jesus kann unseren wahren Lebensdurst stillen. Wir finden zur Erfüllung, wenn wir Jesus in uns aufnehmen, seine Hoffnungen und Träume, seine Geschichten und sein Verhalten. Unser Leben gelingt, wenn wir uns seinen Lebensstil zu eigen machen, einverleiben, in Fleisch und Blut übergehen lassen.
Aber nicht nur das: „Ich gebe (in dir) Wasser, das (in dir) zu einer Quelle wird, die bis ins ewige Leben weitersprudelt.“ Kann ich von der Beziehung zu Jesus und Gott so erfüllt sein, dass ich sie als „Geistigen Trank“ „Geistige Nahrung“ empfinde? Hilft mir mein Glaube an Jesus und an Gott „intensiver“ zu leben? Gibt Jesu mir innere Lebenskraft? Gibt mir die Beziehung zu ihm Vitalität, Spannkraft, Begeisterung? Ist sie wie eine „Sprudelnde Quelle“?
Die Zusage, von Gott bejaht zu sein, unter allen Umständen, ausnahmslos und immer, gibt mir Kraft, stillt meine Sehnsucht, vertreibt meine innere Unruhe, gibt mir inneren Frieden, Erfüllung.
Ist nicht das gemeint, wenn wir Jesus den „Messias“, den „Retter der Menschen“, den „Erlöser“ nennen - so wie es am Ende der Erzählung die Menschen aus dem Dorf der Samariterin sagen, nachdem sie Jesus besser kennen gelernt haben?